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Berühmte Glocken

Die Verbreitungsgeschichte der Glocke in Mitteleuropa ist eng mit der Geschichte des Christentums verbunden. Läuteglocken dienten von Anfang an als Zeichen (deshalb signum als frühe Bezeichnung), das zum Gottesdienst ruft. Sie wurden bis in das 11. und 12. Jahrhundert praktisch nur von Mönchen gegossen, z. B. von Benediktinern, deren Klöster ja die kulturellen Zentren zu dieser Zeit darstellten. Allmählich ging diese Fertigkeit dann in die Hände von Laien über. In manchen Glockengießerfamilien entwickelte sich eine jahrhundertealte Tradition, das Wissen und die Erfahrung über diese Kunst wurde von Generation zu Generation weitergegeben und wie ein Geheimnis bewahrt. Die älteste mit Gussdatum versehene Glocke Deutschlands hängt in der Pfarrkirche Iggensbach im Landkreis Deggendorf, also in Niederbayern. Sie stammt aus dem Jahr 1144. Auch die Hosanna-Glocke des Freiburger Münsters aus dem Jahr 1258 (Abb. 1) gehört zu den ältesten datierten Glocken. Einen ersten Höhepunkt in der Glockenherstellung muss man im 15. und 16. Jahrhundert ansetzen. In dieser Zeit sind viele bedeutende Glocken geschaffen worden, deren Klang so gelungen ist, dass er noch heute bewundert wird. Ein berühmtes Beispiel ist wohl die "Maria gloriosa" im Dom zu Erfurt, die 1497 gegossen worden ist und einen Durchmesser von 254 cm besitzt. Zu dieser Zeit war es vor allem die holländische Glockengießerfamilie VAN WOU, die viele bedeutende Glocken in Deutschland, darunter auch die Erfurter "Gloriosa", gegossen hat.

Einige Kirchen sind berühmt für ihr prächtiges Geläute. Dazu zählen neben dem Erfurter Dom, wo noch weitere Glocken aus dem Mittelalter vorhanden sind, auch das Ulmer und das Straßburger Münster. In Straßburg gelang es 1977, zu einer erhaltenen Glocke aus dem Jahre 1427 ein neues, siebenstimmiges Geläut hinzuzugießen. Von einem Gutachter wurde es als "Klangwunder" bezeichnet, weil die neuen Glocken so gut mit der alten zusammenpassen, dass sie ihren Klang bereits vorwegnehmen, "noch bevor die große alte aso-Glocke [...] ihre Stimme der Symphonie hinzugesellt (KRAMER: 1986. S. 87)."[3]

Früher, als es noch keine modernen Kommunikationsmittel gab, wurden Glocken auch für andere Zwecke verwendet. Rathausglocken dienten beispielsweise dazu, die Ratssitzungen einzuberufen, Kirchenglocken wurden verwendet, Unwetter anzukündigen ("Sturmglocke"), Katastrophen, z. B. Brände, zu melden, oder sie läuteten im Krieg, wenn der Feind vor den Stadttoren stand. Das erklärt auch den großen Bedarf an immer größer werdenden klingenden Kolossen.

Hier Bilder und Geschichten von prominenten Glocken