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Der damalige Oberbürgermeister Konrad Adenauer und Erzbischof Schulte setzten sich dafür ein, dass Köln endlich einen Ersatz für die Kaiserglocke bekam, die im ersten Weltkrieg eingeschmolzen
werden musste. Zuerst wollte keiner die neue große Glocke gießen. Zahlreiche Glockengießer aus ganz Europa passten - das Risiko war ihnen zu groß, der Fall "Kaiserglocke" noch in allzu guter Erinnerung.
Schließlich erklärte sich am 31. März 1922 der Glockengießermeister Heinrich Ulrich im thüringischem Apolda bereit, den Auftrag anzunehmen. Am 5. Mai 1923 um 9.30 Uhr war es endlich soweit. Gießer Heinrich Ulrich
traf in seiner Werkstatt die letzten Vorbereitungen. Er hatte den Auftrag die größte schwingende Glocke der Welt, die Petersglocke, zu gießen. Dazu musste Herr Ulrich drei Schmelzöfen nebeneinander aufbauen. Als
erstes wurde das Kupfer auf über 1200 Grad erhitzt, dann kam es auf den Bruchteil einer Sekunde an. Unter dem Meisterspruch "Hut ab! - Stoß ein in Gottes Namen" setzten Ulrich und seine Mitarbeiter das
Zinn hinzu, das aus allen drei Öfen zur gleichen Zeit gestoßen werden musste. Zwei Wochen brauchte das Material zum Erkalten, bevor die Gussform bereit war, sich zerschlagen zu lassen. Zum ersten Mal kam der
"Dekke Pitter" mit seiner Inschrift "St. Peter bin ich genannt - schütze das deutsche Land - geboren aus deutschem Leid - ruf' ich zur Einigkeit!" in seiner ganzen Pracht zum Vorschein. Die
Freude war unbeschreiblich, als mehrere Proben ergaben, dass die 24 Tonnen schwere Glocke perfekt gelungen war.
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Über eine Millionen Mark kostete das Material für den "Dekke Pitter". Doch die rasende Inflation stoppte das Unternehmen. Nach der Inflation fehlten zur Finanzierung der
Glocke immer noch 5000 Dollar. Gut betuchte Kölner spendeten den nötigen Betrag für die "Deutsche Glocke am Rhein", wie sie offiziel hieß. Da die Franzosen das von Engländern besetzte Köln
umzingelten, dauerte es bis zum 14. November 1924 bis der "Dekke Pitter" zum Dom gebracht wurde. Auf einem extra hergerichteten Tieflader hatte man das gute Stück in etwa acht Tagen von Apolda
nach Köln gebracht. Die damalige Reichsbahn musste für diesen Transport einen eigenen Fahrplan ausarbeiten. Wegen der Ausnahme der Glocke mit einer Höhe von 3,21 Metern, einem Durchmesser von 3,24 Metern
und einem Gewicht von 24 Tonnen waren die üblichen Wege von Anfang an ausgeschlossen..
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40000 Kölner drängelten sich am Wegesrand, als die Riesenglocke, geschmückt mit zehn Zentnern Blumen, Bändern und Buchsbaum zum Dom gebracht wurde. Eine gleich große Menschenmenge ließ es
sich eine Woche später nicht entgehen, auch die Weihe der Glocke hautnah zu erleben
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Neben den gewaltigen Ausnahmen der Petersglocke verblüffte die Anwesenden die durchdringende Stimme des Kardinals. Die Weihe war nämlich Anlass für eine Premiere: Zum ersten Mal wurde in
Köln ein Mikrophon verwendet. Ein paar Tage später erledigten 24 Männer einer Stahlbaufirma acht Stunden lang die Schwerstarbeit, die Glocke in den Glockenstuhl in 55 Meter Höhe zu verfrachten. Der Stuhl hatte zuvor
extra verstärkt werden müssen, um der ungeheueren Belastung einer frei schwingenden Glocke standhalten zu können. Dann kam die Enttäuschung. Der Würde der Glocke angemessen, sollte sie das erste Mal Heiligabend
1924 zu hören sein. Doch ein technischer Fehler verhinderte die Premiere. Erst zehn Monate später, am 28. Oktober 1925 um 12 Uhr, ertönte ihr reines "C" zum ersten Mal in der Domstadt. 268 Treppenstufen
über der Domplatte thront der "Dekke Pitter" nun neben sieben kleineren Glocken in der Glockenstube. Einige Glocken davon sind die Pretiosa, die Speciosa, die Dreikönigenglocke und die Ursulaglocke. Wann
welche Glocke läuten darf, ist in der Läuteordnung festgelegt. Die Petersglocke kommt nur an den höchsten katholischen Feiertagen zum Einsatz, insgesamt ist das acht Mal pro Jahr.
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